Konzept für Verhütungsmethode für Männer gewinnt James Dyson Award 2021 in Deutschland
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Viele Männer würden gerne mehr Verantwortung in Sachen Verhütung übernehmen. Aber bislang gibt es nur zwei etablierte Verhütungsmethoden für Männer: das Kondom und die dauerhafte Vasektomie. Andere Methoden, wie die Pille für den Mann, haben sich nicht durchgesetzt.
Die diesjährige Gewinnerin des James Dyson Award in Deutschland, Rebecca Weiss, Industrial Design-Absolventin von der TU München, versucht dieses Problem mit COSO zu lösen. COSO ist ein Konzept für ein ultraschallbasiertes, reversibles und hormonfreies Verhütungsmittel für den Mann. Die Methode: Mittels ultraschallerzeugter Tiefenwärme im Hodengewebe wird die Spermienmobilität modifiziert und deren Neubildung temporär unterbunden. Dadurch kann die weibliche Eizelle nicht befruchtet werden. Die erste Anwendung findet beim Arzt statt, um eine korrekte Durchführung sicherzustellen. Die weiteren Anwendungen erfolgen zu Hause. Zwei Wochen nach dem ersten Anwendungsintervall setzt die Verhütungswirksamkeit ein. Sollte keine Wirksamkeit mehr gewünscht sein, endet diese spätestens sechs Monate nach der letzten Anwendung. Bislang ist COSO noch hypothetisch, aber die Methode wurde bereits erfolgreich im Tierversuch getestet. Für die Anwendung beim Menschen sind weitere Studien erforderlich.
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Rebecca Weiss: „COSO bietet eine benutzerfreundliche Verhütungsmethode, die einfach anzuwenden ist, ohne jeglichen körperlichen Eingriff, Schmerzen oder bisher bekannte Nebenwirkungen. Aber ohne valide Daten kann das Projekt nicht realisiert werden. Ich suche daher Kontakte zu Forschungseinrichtungen und Industriepartnern, die bereit sind, klinische Studien zu finanzieren.“
Stefan Eckstein, Präsident des Verbands Deutscher Industrie Designer e.V. (VDID) und Sprecher der aus fünf Experten bestehenden Jury: „Mit COSO steht eine neue Idee für die Verhütung für Männer zur Verfügung. Die detaillierte Recherche und Auseinandersetzung der Designerin mit Ärzten und Probanden zeigen, dass dieses Projekt sehr viel Potenzial hat. Zudem trägt das Projekt zu einer neuen Betrachtung des gesellschaftlichen Wandels mit Blick auf Gender und Verantwortung bei. Diese Punkte und das ästhetische formschöne und ergonomische Design haben die Jury überzeugt, COSO zum Sieger-Projekt des diesjährigen James Dyson Award in Deutschland zu küren.“
Die beiden zweitplatzierten Projekte: HIIVE und PAPILIO
Die aus Regine Bönsch (VDI Nachrichten), Stefan Eckstein (VDID), Professor Peter Naumann (Hochschule München), Professor Tom Philipps (Hochschule Darmstadt) und Sven Fischer (LUWE GmbH / ecosign Akademie für Gestaltung Köln) bestehende Jury wählte die Projekte HIIVE und PAPILIO als zweitplatzierte Projekte des James Dyson Award 2021 in Deutschland aus.
HIIVE
HIIVE ist ein Bienenstock in einer gänzlich neuen Ästhetik, das von Philip Potthast und Fabian Wischmann, Studierende am Fachbereich Industrial Design an der HTW Berlin, entwickelt wurde. Philip Potthast und Fabian Wischmann zufolge sind die vor mehr als 150 Jahren entwickelten herkömmlichen Bienenkästen nicht optimal, denn die Honigbienen müssen viel Energie aufwenden, um die gewünschte Temperatur im Laufe der Jahreszeiten zu halten. HIIVE hingegen wurde mit einem auf Mensch und Tier ausgerichteten Ansatz entwickelt, gewährleistet ein sicheres Überleben der Bienen und ist einfach in der Handhabung für Imker.
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PAPILIO
Als zweitplatziertes Projekt wurde außerdem PAPILIO, das Projekt einer innovativen Straßenlaterne, von Tobias Trübenbacher, Student am Fachbereich Industrial Design der Universität der Künste Berlin, ausgewählt. Inspiriert wurde Tobias Trübenbacher durch Studien über die Auswirkungen von Lichtverschmutzung. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit Straßenlaternen fiel ihm auf, dass diese optimale Voraussetzung zur Nutzung von Windkraft bieten: Sie haben eine ideale Höhe, sind zahlreich vorhanden, stabil im Boden verankert und meist umgeben von unausgeschöpften Energieströmungen wie der verdrängten Luft durch Autos oder Züge. PAPILIO erzeugt mittels eines Windrotors die verbrauchte Energie selbst klimaneutral und reduziert zugleich die schädlichen Auswirkungen von Lichtverschmutzung
Ansätze die überzeugen
Jury-Sprecher Stefan Eckstein zu den beiden zweitplatzierten Projekten HIIVE und PAPILIO: „Die Idee, mit HIIVE mit unterschiedlichen Materialien ein für Bienen optimiertes baumhöhlenartiges Mikroklima zu schaffen, ist vom Grundsatz her neu. Für die Bienen wird das Mikroklima im Bienenstock auf diese Weise entscheidend verbessert. Mit dem Projekt PAPILIO wird eine Lösung für das blaue, kalte Licht der LEDs von Leuchtreklamen und moderner Straßenbeleuchtung, das auf Dauer krank machen kann, angeboten. Papilio verbindet hohe Funktionalität und Nachhaltigkeit mit einem spielerischen Erscheinungsbild. Dieser Ansatz hat uns überzeugt.“
Wie geht es weiter?
Das Gewinnerprojekt COSO und die beiden zweitplatzierten Projekte HIIVE und PAPILIO beim James Dyson Award in Deutschland ziehen nun ebenso wie die Finalisten in den anderen 27 Teilnahmeländern in die internationale Phase des James Dyson Award ein. Eine Jury aus Dyson-Ingenieuren wird aus diesen Finalisten eine Top 20-Liste erstellen. Anschließend wird James Dyson einen internationalen Gewinner und zwei Zweitplatzierte auswählen. Außerdem kürt er ein Gewinnerprojekt im Bereich Nachhaltigkeit, bei dem in der Entwicklung ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Das kann die verwendeten Materialien, den Designprozess, die Herstellungsmethoden oder das Problem, das mit dem Produkt gelöst werden soll, betreffen. Die Top 20-Liste auf internationaler Ebene wird am 13. Oktober bekannt gegeben, die internationalen Gewinner am 17. November.
Der James Dyson Award
Der James Dyson Award wird seit 2005 wird an innovative Studierende und frische Absolventen in den Fachbereichen Ingenieurwesen und Design für Erfindungen vergeben, die Probleme lösen. Bei diesem Problem kann es sich um ein Problem handeln, mit dem wir alle im täglichen Leben konfrontiert sind, oder um ein globales Problem. Wichtig ist, dass die Lösung effektiv ist und eine durchdachte Konzeption aufweist. In diesem Jahr gab es mehr als 2.000 Einreichungen aus 28 Ländern für den James Dyson Award. Der Gewinner bzw. die Gewinnerin des internationalen Wettbewerbs erhält ein Preisgeld in Höhe von 33.000 Euro. Darüber hinaus erhält die Hochschule, an der das Gewinnerprojekt entstanden ist, 5.500 Euro. Die beiden internationalen Zweitplatzierten erhalten jeweils 5.500 Euro. Die Gewinner der nationalen Wettbewerbe erhalten jeweils 2.200 Euro. Seit 2020 wird im Rahmen des James Dyson Awards ein Nachhaltigkeitspreis vergeben, der mit einem Preisgeld in Höhe von 33.000 Euro dotiert ist. Alle Einreichungen zum James Dyson Award 2021 sind in der Projektgalerie auf der Website des James Dyson Award aufgeführt.
Pressekontakte
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Sonja Neubauer-Bialke
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